Spuken am Walberg noch immer die Toten?
von Sylvia Ottenberg
Historische Spurensuche in den Bergen
Blutig soll es im Jahre 932 am Walberg zugegangen sein, berichtet eine Sage, als Heinrich der Erste mit seinen Panzerreitern gegen die Milzener (Slawen) zog, die eine Burganlage auf dem Berg verteidigten. Heinrich siegte, der Weg zur Bautzener Ortenburg war frei. Die Milzener mussten fortan Tribut an die Deutschen zahlen: Tuche, Weizen, Honig, Fleisch.
Schon Bischof Benno fuhr über den Sattel
Noch vor 200 Jahren, erzählt Günter Vogelsang aus Kamenz, ängstigten sich die am Walberg ackernden Bauern vor den Geistern der Gefallenen, die sich angeblich allabendlich dort oben herum trieben. Erstmalig in einer Oberlausitzer Grenzurkunde aus dem 13. Jahrhundert erwähnt und historisch äußerst bedeutsam, erklärt Heinz Kubasch aus Königsbrück, ist dagegen der Verlauf der alten Handelsstraße von Leipzig über Görlitz bis nach Kiew und von dort weiter in den Orient. Sie führte über den Sattel zwischen Wüste- und Walberg und gilt als älteste nachweisbare Wegeführung in unserer Gegend. Hier fanden alle Wanderbewegungen statt. Später wurde sie zur Via regia, zur königlichen Straße. Bischof Benno von Meißen soll sie bereits in den Jahren 1060 bis 1110 benutzt haben, wenn er, auf dem Wege nach Bautzen, zuvor in Bischheim übernachtete, berichtet der Bischheimer Konrad Frenzel. Bekannt ist auch der Markweg, der Grenzweg zwischen der Gemarkung Schwosdorf und Häslich. Ob es wirklich ein Marktweg der Bischheimer Bauern nach Kamenz war, bleibt im Dunkel. Warum sollten sie den Umweg über Lückersdorf nehmen? An einer Gabelung südöstlich des Walberges steht noch ein älterer Wegweiser.Düster muss der Wald den Reisenden von einst vorgekommen sein. Er entstand nach der Elstereiszeit und trug, wie sonst nur in höheren Lagen ein Kleid aus Buchen, Fichten, Tannen und einigen Traubeneichen. Dazu gesellten sich Heidelbeersträucher und typische Pflanzen wie Arnika oder Rippenfarn. Die Luft wird oft kühl und regenfeucht gewesen sein, denn die Hügelkette Hofe-, Wüste-, Walberg verläuft von Südost nach Nordwest. Sie bietet dem Westwind die Stirn, die Wetterfronten halten ein und regnen sich ab.Jahrhundertelang trieben die Bauern ihr Vieh in den Wald, der mit der Zeit enorm unter dem Verbiss litt. Anfang des 19. Jahrhunderts blieb nichts weiter übrig als nachzupflanzen. Die Wahl fiel auf Kiefern und Fichten, die bis heute forstlich genutzt werden. 1978 interessierten sich die Behörden der DDR für das Berggestein. Der Aufbau Berlins bedurfte der Grauwacke, die näher nicht zu beschaffen war. Unter Umgehung der Öffentlichkeit, erinnert sich Kubasch, trieb man zwecks Erkundung einen Stollen in den Wüsteberg. Damals blieb es dabei. Doch nun will eine Schaumburger Firma die Steine in klingende Münze verwandeln.
Abbau der Grauwacke zerstört Lebensraum
Man vergegenwärtige sich: Die Grauwacken unserer Berge sind möglicherweise mehr als eine Milliarde Jahre alt. Sie waren Schauplatz bewegter Zeiten, prägten unverwechselbar unsere Heimat, schützen das Klima, geben dem Wanderer Ruhe sowie Pflanzen und Tieren Lebensraum. Und sie oder zumindest Teile davon sollen einem Vorhaben weichen, dessen wirtschaftliche Notwendigkeit höchst umstritten ist?
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